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die sprache :: der dialektik

Welcher Sprache man sich bei der Analyse dieser Dialektik bediene, ist ein wichtiges Traktandum. Diejenige, die Adorno in seiner «Philosophie der neuen Musik» gewählt hat, empfindet Horkheimer, wie er in einem ausführlichen Brief vom 28. August 1941 auseinandersetzt, bemerkenswerterweise als «noch unrichtig». Adornos «regelmässiger» Stil, durch kurze Sätze rhythmisiert, ist für Horkheimers Geschmack offenbar – zu schön und damit zu «positiv». Die Sprache, «welche wir uns schaffen müssen», so Horkheimer beinahe autoritativ, dürfe «nicht eine Erfahrung des Positiven ausdrücken, zu der wir nicht mehr stehen können».
Er sei sich seiner Hilflosigkeit in der Frage des Stils bewusst, entgegnet Adorno eine Woche später, neige aber der Ansicht zu, «dass es sich hier nicht bloss um mein Versagen» handle. Er zitiert, um sich zu erklären, aus einem zwei Jahre zuvor notierten Gedanken: Die Sprache erlaube es nicht mehr, das Erfahrene auszudrücken, «wie es erfahren ist».

das nichts verneinen – der briefwechsel zwischen adorno und horkheimer 1938-1944 (NZZ, 22.01.05)

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