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das Proletariat der Intellektuellen :: negri und sofri

In den Siebzigerjahren habe ich ein Buch mit dem Titel „33 Lektionen ueber Lenin“ verfasst: darin habe ich untersucht, wie Lenin die Bewegung der Klassen und des Klassenkampfs entsprechend ihrer Veraenderung in der Zeit darstellt. Gerade diese Veraenderung ist es, worauf es heute ankommt! Dazu muss die urspruengliche Analyse Lenins modifiziert werden. Das Proletariat setzt sich heute anders zusammen als zu seiner Zeit: es ist kein Proletariat der Fabrikarbeiter mehr, sondern ein Proletariat der Intellektuellen, das keine revolutionaere Avantgarde mehr braucht, weil es die Situation selber analysieren kann. Und es gibt keine souveraenen Nationalstaaten mehr und also auch den Imperialismus der Nationalstaaten nicht.

aus einem interview mit toni negri Fortschrittlich ist nur die Vielheit, berliner zeitung 13.01.04

adriano sofri sitzt ja immer noch mit – nach aussage von toni negri – 25.000 weiteren politischen mitgefangenen in italienischen gefaegnissen.

Nein, aber es gibt nur dieses eine, weisse, schreckliche Neonlicht. Um es an- oder auszuschalten, bedarf es allerdings einer komplizierten Aktion, da sich der Schalter im Flur befindet. Ich bin ein Meister darin, mit dem Besenstiel blindlings durch die Tuerluke hindurch zu stochern und damit den Schalter zu treffen. Tragischerweise schaemen sich die Haeftlinge dieser erniedrigenden Handlungen, statt zu begreifen, dass dies auf die dafuer Verantwortlichen zurueckfaellt. Mein einziges Anliegen hier ist, dies alles sichtbar zu machen. Die Strafvollzugsvorschriften besagen eigentlich, dass der Schalter sich innerhalb der Zelle befinden muss. Trotzdem geschieht nichts. Genauso stuende jedem Haeftling eine Leselampe zu, die einem nicht das Augenlicht ruiniert.

adriano sofri im gespraech Meine schoenen Traeume, berliner zeitung 10.5. 2003

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