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christoph w. bauer :: aufstummen

ICH GEH DANN, STUMMT SIE, Rascheln schlägt ihr entgegen, der FC hat verloren, das weiss er doch schon längst, hat er doch beim Frühstück schon gelesen und ihr, ein Spiel bleibt uns ja noch, anstatt guten Morgen ins Ohr kredenzt, wem uns, wollte sie fragen, las aber in seinen Blicken, dass der Zeitpunkt absolut ungünstig war, jetzt, nach gestriger Schlappe, Gemeinsamkeiten zu diskutieren, oder was davon geblieben war nach beinahe zwanzigjähriger Ehe, sieht ihn über eine Zeitung gebeugt, seine Hände, seinen Rücken, Körperteile eines Mannes, den sie irgendwann zu lieben geglaubt, den sie, dreh dich um, stummt sie, sag was, keine Antwort, nichts.

Christoph W. Bauer: Aufstummen. Haymon 2004

… rezension Beredtes Schweigen (standard, 21.01.05)
… rezension wenn ein blick anklopft (die presse, 15.01.05)

anmerkung: die oesterreichische literatur laesst sich ja immer diese wortkreationen einfallen wie hier „aufstummen“. die einen gegensatz schon im wort enthalten. bis auf ein paar aufmerker – wie man so sagt. ist das jedoch ein gaenzlich herkoemmliches stueck text. 🙂

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